Ausbau Windkraftanlagen in Hameln

Die Vorlage zum Ausbau der Windkraft im Stadtgebiet erinnert etwas an Phishing-Mail, die zu unüberlegtem Handeln verleitet sollen. Der Antrag erfüllt alle Merkmale:

  • Künstlich erzeugter Zeitdruck: angeblich muss unverzüglich gehandelt werden, auf Basis eines Gesetzentwurfs
  • Alternativlosigkeit: egal, ob der Landkreis rechtzeitig bis Ende 2026 Flächen ausweist oder ob er dies nicht schafft – die Stadt verliert ihre Planungshoheit
  • Große Gefahr bei Nicht-Handeln: es droht eine „Verspargelung“ der Landschaft, es können dann quasi „überall“ Windkraftanlagen errichtet werden
  • Fragwürdige Belohnungen: es wird Geld und „Energie-Autarkie“ in Aussicht gestellt
  • Mündlich begleitet wird das Ganze dann noch durch die übliche Emotionalisierung, die jede kritische Auseinandersetzung unmöglich machen soll.

Was hier das einzig Richtige ist: besonnen bleiben und nur überlegt Handeln!

Wir sind überzeugt davon, dass der Landkreis seiner Verpflichtung zur Ausweisung von 0,8% seiner Fläche zeitgerecht bis Ende 2026 nachkommen wird – sofern das Gesetz dann auch wirklich so beschlossen wird. Es besteht absolut kein Zeitdruck! Die Stadt ist keineswegs in der Gefahr, Ihren Handlungsspielraum zu verlieren.

Durch die hier vorgeschlagenen WKA würde bereits auf dem Gebiet unserer im Vergleich zum Landkreis dicht besiedelten Stadt mit 0,9% eine Übererfüllung des Landkreis-Ziels erfolgen – mit entsprechenden überproportionalen Beeinträchtigungen unserer Bürger.

Und was soll die Warnung vor der „Verspargelung“ der Landschaft, wenn man diese dann selbst und freiwillig betreiben will!?

Die Stromerzeugung sinkt bei halber Windstärke nicht auch nur auf die Hälfte, sondern sie fällt mit der 3. Potenz, d.h. es wird nur noch 1/8  des Stroms erzeugt. Ein naturwissenschaftlicher Zusammenhang der nicht zu ändern ist (und der übrigens auch einem leitenden Vertreter der Stadtwerke nicht bekannt war)! 

http://drømstørre.dk/wp-content/wind/miller/windpower%20web/de/tour/wres/enrspeed.htm

Es gibt etliche Anlagen, auch in unserer Region, die daher die Prognosen dauerhaft und deutlich untererfüllen:

  • So mussten die Stadtwerke Bad Pyrmont auf eine Windparkbeteiligung eine Totalabschreibung vornehmen!
  • Auch bei der Energie-Genossenschaft Weserbergland liegen die Erträge ausnahmslos deutlich unter der Prognose.

Stadtwerke Bad Pyrmont, Lagebericht 2021: https://www.stadtwerke-bad-pyrmont.de/_mediafiles/1116-unternehmensreport-2021.pdf
Darüber hinaus erfolgte in 2016 eine 100 %-ige Abschreibung auf den Buchwert beim Windpark in Brandenburg bei der eno-Gruppe aufgrund von langfristigen negativen Ertragsprognosen. Eine weitere Abschreibung auf die TOBI Wind-Gruppe in Höhe von 80 T€ erfolgte zudem 2018 aufgrund der Prognose in der Langfristplanung, dass voraussichtlich keine Gewinnausschüttungen an die Gesellschafter bis zum Ende der Laufzeiten ausgeschüttet werden können. […] Beide TOBI-Finanzbeteiligungen entwickeln sich wirtschaftlich weiter unbefriedigend, wobei die Durchschnittsrendite an den Windparks nicht negativ ist, jedoch unter den ursprünglichen Erwartungen von 7 % liegt.

Energiegenossenschaft WKA Hilligsfeld https://www.engewe.de/
Jahr 2022:   6.008 MWh  (76,8% der Prognose)
Jahr 2021:   5.137 MWh  (65,7% der Prognose)
Jahr 2020:   6.917 MWh  (88,4% der Prognose)
Jahr 2019:   6.765 MWh  (86,5% der Prognose)
Jahr 2018:   6.207 MWh  (79,3% der Prognose)
Durchschnitt: 79,3% der Prognose

 

Daraus folgt, dass zur Erfüllung der möglichen, gesetzlich geforderten Flächenausweisung auch aus wirtschaftlichen Erwägungen an erster Stelle die Auswahl der bestgeeigneten Standorte (also mit den besten Windverhältnissen) stehen muss!
Das „Hineinquetschen“ der Anlagen in die letzten noch irgendwie freien Räume der Stadt darf nicht das erste Kriterium sein! Die Stadtwerke könnten sich übrigens auch an Anlagen beteiligen, die außerhalb des Stadtgebietes stehen.

 

Kommen wir nun zu den fragwürdigen „Belohnungen“:

Die höchst unsicheren Einnahmen von 300.000€ muss die Stadt noch zur Hälfte mit den Ortschaften teilen!
Aus Sicht der betroffenen Ortschaften natürlich das Mindeste, um die Belastungen durch die Anlagen auszugleichen. Ob allerdings wirklich Sinnvolles damit in den Ortschaften gemacht werden kann und ob dies die verlorene Lebensqualität wert sein wird muss dort beantwortet werden.

Zusätzlich wird „Energie-Autarkie“ versprochen. Hier wird bewusst mit den Ängsten der Bürger durch Ukraine-Krieg, Energie-Krise und dadurch bedingten Preissteigerungen gespielt.

Wahr ist, dass Windkraftanlagen alleine ein Stromnetz weder aufrechterhalten, geschweige denn ein zusammengebrochenes Stromnetz wieder aufbauen können! Das hat Frau Treptow im Stadtentwicklungsausschuss auch eingeräumt.

Das Stromnetz kann nur durch einen gewissen Anteil regelbare Kraftwerksenergie betrieben werden – und diese Energie kommt inzwischen zu einem immer größeren Teil aus dem Ausland, wie auch ein Faktencheck der ARD (nach mehrmaliger Überarbeitung) bestätigen musste.
Von „Autarkie“ kann hier also keine Rede sein!

Ebenso ins Reich der erfundenen Argumente gehört die Aussage der Stadtwerke-Vertreter, dass “in der Regel der Wind dann wehe, wenn die Sonne nicht scheine - und umgekehrt“.

(behauptet in der Präsentation von Frau Treptow  bei der Infoveranstaltung vom 25.08.2023, S. 21 https://www.hameln.de/fileadmin/media/Dokumente/Abt._41_Stadtentwicklung_und_Planung/2023-08-25_Informationsveranstaltung_Wind.pdf  ).

Dies wurde bereits im OR Haverbeck anhand von entsprechenden Energie-Charts widerlegt.  

 

Beispiel Dunkelflaute November 2021 (https://www.energy-charts.info/charts/power/chart.htm?l=de&c=DE&interval=month&year=2021&legendItems=0000000000000011110000&month=11 )

 

 

Beispiel Dunkelflaute Dezember 2022 (https://www.energy-charts.info/charts/power/chart.htm?l=de&c=DE&interval=month&year=2022&legendItems=0000000000000011110000&month=12 )

Im Stadtentwicklungsausschuss kamen dann „Speicherlösungen“ ins Spiel – allerdings nur als „Schlagwort“, ohne diese zu quantifizieren. Das ist ungefähr so, als würde man sich beim Haushalt mit der Aussage zufrieden geben, „ja, es wird Steuerinnahmen geben“ ohne deren Höhe wissen zu wollen.

Auf Nachfrage hin räumte Frau Treptow diesbezüglich ebenfalls ein, dass es derzeit keine Speicherlösung gebe, die unsere Stadt auch nur annähernd für mehr als einige Minuten mit Elektrizität versorgen könnte. 

Dazu auch Focus online: „Superakku“ kann trotz Dunkelflaute 10.000 Haushalte mit Strom versorgen. Im weiteren Text steht dann „eine Stunde lang“…zu Kosten von 13 Mio €

Allein für unsere 60.000 Bürger wären (für eine zweiwöchige Dunkelflaute, die selbst Herr Habeck als möglich einräumt) demnach über 2.000 dieser „Superakkus“ notwendig – macht über 10Mrd. € nur für Hameln!

Willkommen in der Wirklichkeit!

( https://www.focus.de/earth/report/wir-sind-diejenigen-die-die-staedte-versorgen-muessen-superakku-kann-trotz-dunkelflaute-10-000-haushalte-mit-strom-versorgen_id_232527170.html ).

 (26 Mio. € für zwei dieser Anlagen: https://www.energie-und-management.de/nachrichten/detail/verbund-realisierte-groessten-batteriespeicher-bayerns-174583 ).

(Video des Ministeriums vom 06.01.2023 ab 1:20 https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Videos/2022-habeck-vid/52-habeck-norwegen/230106-habeck-norwegen.html )

60.000 Einwohner => ca. 30.00 Haushalte => Faktor 3
14 Tage = 336h
13 Mio. x 3 x336 = 13Mrd.

Eine freiwillige Übererfüllung der gesetzlichen Vorgaben ist daher nicht im Sinne unserer Stadt und unserer Bürger.