24-Stunden-Kita: unsere Meinung dazu
Presseerklärung zum Thema: 24-Stunden-Kita
Zum Antrag der Mehrheitsgruppe auf Einführung einer Kita, die rund um die Uhr geöffnet ist, haben wir folgende Meinung:
Der Antrag der Mehrheitsgruppe überschreitet eine Grenze, die dazu führt, dass nur die Bedürfnisse der Eltern und der Gesellschaft im Fokus stehen. Die Ansprüche der Kinder werden hintenangestellt.
Zunächst: Gibt es keine 24-Stunden-Kita, kann sich der Traum des eigenen Kindes für einige wenige Familien schnell erledigt haben. Wer im Schichtbetrieb arbeitet oder schlichtweg etwas ausgedehnte Arbeitszeiten hat, schafft es nicht, sein Kind morgens um 7:30 Uhr zur Kita zu bringen und bereits um 16:30 Uhr wieder abzuholen Der Schwerpunkt liegt sicherlich auf der Betreuung im Randbereich der Öffnungszeiten und nicht der Nachtstunden. Hier sind daher flexible Lösungen zu suchen. Eine 24-Stunden-Öffungszeit ist hierbei nicht zielführend.
Wir sehen eine 24-Stunden-Kinderbetreuung sehr kritisch. So sollten in der Nacht kleine Kinder nach unserer und der meisten Experten Ansicht in der Nähe der Eltern sein. Das Hauptproblem der 24-Stunden-Betreuung liegt in einer fehlenden bzw. gestörten Bindung zwischen Eltern und Kindern. Stehen die Eltern nachts, wenn ein Kind z.B. Angst hat oder nicht einschlafen kann, nicht zur Verfügung, wird dies in den ersten Lebensjahren zu einem Vertrauensverlust führen.
Kinder brauchen feste Rituale. Durch uneinheitliche Öffnungszeiten lassen sich diese nicht oder nicht mehr effektiv durchführen (z.B. Stuhlkreis zum Tagesabschluss, …)
Erzieherinnen und Erzieher können hier nicht die Eltern ersetzen. Sie erreichen schnell die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Außerdem wird oftmals keine weitere Bezugsperson zur Verfügung stehen, da nur wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nachts in der Kita verbleiben und sich in der Betreuung abwechseln. Generell gilt an dieser Stelle, dass kleine Kinder gerade nachts viel Aufmerksamkeit benötigen und der Betreuungsschlüssel daher entsprechend hoch sein müsste. Eine erweiterte Betreuung in den Randstunden würde hier schon ausreichen, um den Bedürfnissen vieler Eltern gerecht zu werden.
Sollte die Kita nur für Notfälle in der Nacht zur Verfügung stehen, sind die Personalkosten extrem hoch und gar nicht mehr zu rechtfertigen. Haushaltstechnisch gesehen handelt es sich um eine gänzlich „freiwillige Leistung“, die angesichts der prekären Haushaltslage der Stadt Hameln nicht zu rechtfertigen ist. Ggf. müssten Eltern eine sehr hohe Gebühr bezahlen.
Und selbstverständlich ist, wenn auch in geringer Zahl, ein Missbrauch durch Eltern zu befürchten, die die 24stündige Öffnungszeit als Freifahrtschein für einen netten Abend haben möchten. Daher müssten Eltern konkret nachweisen, wann sie nachts arbeiten müssen oder welche anderen Gründe sie hätten, das Kind über Nacht in der Kita zu lassen. Dies bedeutet einen hohen Aufwand an Bürokratie und Personalkosten, vom Datenschutz mal abgesehen.
Fazit: Nachts gehören Kinder ins eigene Bett beschützt durch familiäre Geborgenheit. Die FDP-Fraktion lehnt die Schaffung einer 24-Stunden-Kita nicht nur zum jetzigen Zeitpunkt als nicht wünschenswert (Sorge um die Kinder) und nicht bezahlbar (Freiwillige Leistung, finanziert durch Kredite) ab.
Herbert Habenicht
Schulpolitischer Sprecher der FDP-Stadtratsfraktion
Kontakt: 05151/22076 od. Mobil 0175/6416547 bzw. herbert.habenicht@t-online.de